Vernehmlassung

Mitwirkungsantwort zum Richtplan „Stadtraum Bahnhof Bern“

Sehr geehrte Damen und Herren,

die SVP Stadt Bern dankt Ihnen für die Möglichkeit, zur Planung des Stadtraums rund um den Bahnhof Bern Stellung zu nehmen.

Wir erkennen an, dass der Bahnhof Bern als zentraler Verkehrsknotenpunkt und urbaner Raum eine bedeutende Rolle für die Stadtentwicklung spielt. Dennoch möchten wir auf einige Aspekte hinweisen, die aus unserer Sicht einer kritischen Betrachtung bedürfen.

Wir begrüssen die Bestrebungen, den Stadtraum rund um den Bahnhof funktional und ästhetisch aufzuwerten. Es ist wichtig, dass dieser Bereich den Bedürfnissen aller Personen gerecht wird, die den Bahnhofraum täglich passieren – darunter Pendlerinnen und Pendler, Touristinnen und Touristen, Handwerker, Lieferdienste, Gewerbebetriebe sowie zahlreiche weitere Nutzer. Alle benötigen eine gute Erreichbarkeit, klare und sichere Verkehrsführungen, ausreichend gestaltete Übergänge zwischen den Verkehrsmitteln sowie geeignete Aufenthalts- und Wartebereiche. Gleichzeitig muss die Steuerung der Bewegungsströme effizient erfolgen, um Konflikte zwischen Fuss-, Velo- und motorisiertem Verkehr zu vermeiden. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass das Bubenbergdenkmal auch künftig seinen Platz im Herzen von Bern behält und sichtbar in den Stadtraum integriert wird.

Ein zentraler Punkt unserer Kritik betrifft die geplante Verdichtung des Gebiets rund um den Bahnhof. Grundsätzlich befürworten wir eine behutsame Verdichtung in urbanen Zentren, warnen jedoch vor einer Überlastung der bestehenden Infrastruktur. Die Verkehrsanbindung, insbesondere im öffentlichen Verkehr, die Fuss- und Velowege sowie die Zufahrten für den MIV und den Wirtschaftsverkehr müssen mit der höheren Nutzung Schritt halten können. Andernfalls drohen Überlastungen, die Erreichbarkeit und Bewegungsfreiheit einschränken und die Lebensqualität der Bevölkerung verschlechtern würden.

Besondere Aufmerksamkeit verdient der Motorisierte Individualverkehr (MIV) sowie der Wirtschaftsverkehr. Die im Richtplan vorgesehene starke Reduktion des MIV lehnen wir ab.

Der motorisierte Verkehr ist insbesondere für Handwerker, Lieferdienste und Gewerbebetriebe unverzichtbar. Einschränkungen bei Zufahrtsmöglichkeiten oder Parkflächen gefährden die Funktionsfähigkeit des Wirtschaftsverkehrs und können zu logistischen Engpässen führen. Wir erwarten, dass die Planung realistische Verkehrsflüsse und ausreichende Zufahrtsmöglichkeiten berücksichtigt. Der MIV muss weiterhin als integraler Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur anerkannt werden. Zudem ist darauf hinzuweisen, dass eine Reduktion des MIV die umliegenden Quartiere mit zusätzlichem Mehrverkehr belasten wird. Gerade die Länggasse, das Nordquartier oder das Weissenbühl sind davon besonders betroffen – Wohnquartiere, die im Gegensatz zum Bahnhofplatz nicht für ein solches Verkehrsaufkommen ausgelegt sind.

Auch die Förderung des Fussverkehrs erscheint uns unzureichend konkretisiert. Zwar wird im Richtplan betont, dass dieser gestärkt werden soll, doch fehlen verbindliche Massnahmen. Der Fussverkehr darf nicht als Randthema behandelt werden, sondern muss integraler Bestandteil der Planung sein. Dazu gehören sichere und attraktive Fusswege, zusätzliche Querungsmöglichkeiten, die Vermeidung von Barrieren sowie Hindernisfreiheit für Menschen mit Behinderung.

Kritisch sehen wir zudem die geplante Nutzungsmischung im Stadtraum. Grundsätzlich ist eine Kombination aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit positiv. Es darf jedoch nicht dazu führen, dass die Bedürfnisse der bestehenden Bevölkerung zugunsten touristischer oder anderer Interessen zurückgestellt werden. Eine Entwicklung, die steigende Mieten oder eine Verdrängung von Bevölkerung und Gewerbe begünstigt, gilt es zu vermeiden.

Die SVP Stadt Bern unterstützt eine Entwicklung des Stadtraums rund um den Bahnhof Bern, sofern diese ausgewogen, nachhaltig und realistisch erfolgt. Entscheidend ist, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung, des Gewerbes und der Wirtschaft ebenso berücksichtigt werden wie die Anforderungen an eine moderne Stadt. Konkret bedeutet dies: keine Überlastung der Infrastruktur durch übermässige Verdichtung, eine gesicherte Rolle des MIV und des Wirtschaftsverkehrs, eine wirkungsvolle Förderung des Fussverkehrs sowie der Schutz der ansässigen Bevölkerung und des Gewerbes vor Verdrängung. Von zentraler Bedeutung ist zudem, dass die Reduktion des MIV nicht zu einer unzumutbaren Mehrbelastung der umliegenden Wohnquartiere führt. Nur wenn diese Grundsätze beachtet werden, kann die Entwicklung des Bahnhofsraums einen echten Mehrwert für Stadt und Bevölkerung schaffen.

Wir danken Ihnen für die Berücksichtigung unserer Anliegen und stehen für weitere Gespräche gerne zur Verfügung.

Freundliche Grüsse
Thomas Fuchs
Präsident SVP Stadt Bern / Grossrat

 

Geplante Massnahmen im Richtplan, welche die SVP Stadt Bern ablehnt:

1. Starke Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV)
Begründung: Der MIV ist für Handwerker, Lieferdienste und Gewerbebetriebe unverzichtbar. Eine Einschränkung der Zufahrtsmöglichkeiten würde den Wirtschaftsverkehr massiv behindern. Zudem würde der Ausweichverkehr die umliegenden Wohnquartiere wie Länggasse, Nordquartier und Weissenbühl zusätzlich belasten.

2.Rückbau und Einschränkung von Fahrspuren für den MIV zugunsten von Velospuren oder Aufenthaltsflächen
Begründung: Der Abbau von Fahrkapazitäten verschärft Staus, verlagert Verkehr in Wohnquartiere und reduziert die Erreichbarkeit des Bahnhofs aus allen Richtungen.

3. Ausbau von Aufpflasterungen, Begegnungszonen und baulichen Einschränkungen für den MIV im erweiterten Bahnhofsumfeld
Begründung: Solche Massnahmen behindern den Verkehrsfluss und sind für Wirtschaftsverkehr und Anlieferungen hinderlich. Sie verlagern Probleme in angrenzende Quartierstrassen, die nicht dafür ausgelegt sind.

4. Klimamassnahmen durch punktuelle Begrünungen auf Verkehrsachsen
Begründung: Solche Massnahmen sind Symbolpolitik ohne nennenswerte Wirkung. Stattdessen sollten zusammenhängende Grünräume wie Viererfeld, Gaswerkareal, Springgarten und Baumalleen erhalten und aufgewertet werden.

5. Festlegung eines behördenverbindlichen Richtplans ohne Mitsprache des Souveräns
Begründung: Der Richtplan bindet Behörden weitgehend und umgeht die demokratische Mitbestimmung. Solch weitreichende Entscheide müssen den Stimmberechtigten vorbehalten bleiben.

6. Fortführung der aktuellen Tramplanung ohne ernsthafte Prüfung von Alternativen für die 2. Tramachse
Begründung: Die vorgeschlagene Führung ist einseitig. Als langfristige Alternative sollte eine Rochade über die Monbijoubrücke via Kirchenfeldstrasse zum Thunplatz ernsthaft geprüft werden.

7. Fortgesetzte Verdichtungsmassnahmen ohne gesicherte Infrastruktur
Begründung: Eine Verdichtung im Bahnhofsumfeld droht die bestehenden Kapazitäten von ÖV, Fuss- und Veloverkehr sowie Zufahrten für den MIV zu überlasten.

8. Abriss des Baldachins
Begründung: Dies ist Symbol für eine unverantwortliche Finanzpolitik und Geldverschwendung. Eine solche Fehlplanung darf sich nicht wiederholen

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Kontakt

Schweizerische Volkspartei
Sektion Stadt Bern

Thomas Fuchs, Präsident

3000 Bern
Tel.: +41 31 981 34 40
E-Mail: info@svp-stadt-bern.ch

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